AngaCom 2014 Impressionen

Wieder einmal traf sich die TV und Online Medienbranche in Köln zur jährlichen AngaCom. Ein lohnender Event, der recht gut den Stand der Entwicklungen der Branche in Deutschland und zum Teil auch Europa aufzeigt.  Die Infrastruktur stimmt, die Organisation ist nahezu perfekt und der Event bleibt überschaubar und recht gut fokussiert. Mit einem gratis Coffee to go gings ganz entspannt los.


Nachdem ich im letzten Jahr den Eindruck hatte, dass die Messe boomt, hatte ich in diesem Jahr eher den Eindruck, dass sich zumindest eine gewisse Sättigung einstellt bzw. der ganz große Run nicht stattfand. Noch sind keine Besucherzahlen veröffentlicht, aber mein persönliche Eindruck war, dass auch die Menge der Aussteller etwas zurückgegangen ist. Aber warten wir das mal ab. Update: die Besucherzahlen (17.000 Fachbesucher) waren mit 2013 fast identisch. Die der Aussteller (450) wohl auch. Also Stagnation, aber etwas Wachstum im Bereich des parallel stattfindenden Kongresses, bei dem die Teilnehmerzahlen um 15% auf nunmehr 2000 Besucher angestiegen sind (Quelle Anga Com bzw. broadbandtvnews.com).

Für mich spiegelt sich auch ein bisschen die Marktsituation im Ganzen wieder:
  • Die Kabelprovider haben die Digitalisierung längst abgeschlossen und suchen nun die möglichen Zusatznutzen als Verkaufsargument, wie die Horizon Box von Unitymedia, die im letzten Jahr mit viel Hallo auf der AngaCom angekündigt wurde. Jetzt ist das Angebot verfügbar, aber ob es "der" Knaller im Verkauf ist, das wage ich eher zu bezweifeln. Man hört letztlich recht wenig über das Thema.
  • Kabel Deutschland ist mittlerweile ein Vodafone-Unternehmen, eine neue Strategie integrierter Angebote aber noch auf dem Weg.
  • Immer mehr reine OTT-Anbieter haben auch den deutschen TV-Markt im Visier. Meist als mobiles Angebot gestartet werden sie nun immer stärker auch auf dem Big Screen, dem TV Bildschirm, aktiv und liefern die Technologie für Regionale TV Anbieter. Aktuellstes Beispiel ist Telecom Lichtenstein, die die Zattoo B2B TV Solution einsetzen.

    Zattoo B2B
    Quelle: zattoo.com

    Auf dem großen Screen sieht man dann über eine kleine quadratische STB ein dem mobilen Zattoo Service sehr ähnliches TV Interface, das mit einer einfachen Remote Control recht intuitiv bedienbar ist.
  • Viele, oft auch kleinere Anbieter von Middleware bieten mittlerweile modulare Lösungen meist im Verbund mit speziell optimierten, sehr kompakten Settop Boxen an. Der Integrationsaufwand für den Anbieter wird immer geringer und auch preislich attraktiver.
  • Hybrid-Lösungen finden sich fast bei jedem Anbieter, es heißt nicht mehr entweder Kable / SAT oder IPTV sondern alles wird kombinierbar und integriert angeboten. Einer der Treiber der Entwicklung sind wieder mal die Kabelanbieter, die ihre Angebote mit VoD und Online PVR Funktionen ergänzen wollen. Aber auch die Nutzung auf Tablets und Smartphones wird immer wichtiger: Das Motto heißt dann schnell Hybrid Multi Screen, alles klar ! ;-)
  • Die Zeit der HDMI-Sticks scheint abgelaufen, seit Google mit seinem ChromeCast Stick in Deutschland als Preisbrecher für teilweise unter 35 Euro in den großen Elektronik-Shops und bei Amazon zu haben ist. Deshalb wird nun mehr auf eine kleine Apple-TV ähnliche Box abgehoben, die mit einer einfachen TV Remote Control steuerbar ist. 
  • SAT>IP könnte sich zum "Standard" für IPTV Features in TVs durchsetzen. Nachdem das Format eigentlich für die Umsetzung der digitalen DVB SAT Datenströme in die Verteilung über Ethernet Netzstrukturen definiert wurde, überlegen nun wohl die TV Hersteller, diese Übertragungsart in TV Sets zu integrieren. Auch AVM hat dieses Feature bereits in ihre Kabel-Router integriert und so könnte über den Umweg des DVB SAT Empfangs ein Standard für die Verteilung der Daten zuhause entstehen. Mal sehen, wie sich das Thema weiter entwickelt.  
  • Um sich im Markt zu Differenzieren setzen immer mehr Anbieter auch auf möglichst attraktive UIs. Ein schönes Beispiel findet man bei adbglobal mit ihrer Graphyne next generation UI.
  • Für Deutschland wird der Anschluß an die aktuellen Entwicklungen durch die eher konservativen und starren Regulierungen im Bereich Rundfunk und TV immer schwieriger. In der Schweiz ist angeblich das Anbieten einer Online-Videothek mit einigen Tagen in die Vergangenheit wohl verpflichtend. Genaue Details konnte ich auf die Schnelle nicht ermitteln, die Auswirkungen für die User Experience sind jedoch enorm, wenn der EPG auch in die Vergangenheit zeigt und verpasste Sendungen hier direkt anklickbar und abspielbar werden. Bei uns in Deutschland sind die Regelungen sehr restriktiv, Online Recording ist nur stark eingeschränkt zulässig und die öffentlich rechtlichen Sender dürfen Sendungen nur maximal eine Woche nach Sendetermin in ihren Videotheken online anbieten. Damit sollen die privaten Sender geschützt werden. Der Kunde zahlt aber gerade für das öffentlich rechtliche TV viel Geld und wird dann bei der Nutzung stark beeinträchtigt. Verkehrte Welt.... In Skandinavien ist man da auch eher liberal und der seit diesem Jahr auch in Deutschland aktive Anbieter Magine hätte sich als Startup alleine im deutschen Markt sicher nicht durchsetzen können. 
So, genug der Situationsbeschreibung. Hier noch mehr "visuelle Eindrücke" ...


Modulare Linux STB mit spezieller Developer API als Open Source. Diese Lösung wird wohl von Zattoo für das Angebot der Telecom Lichtenstein eingesetzt.


Auch Teletext ist für VoD TV-Lösungen umsetzbar und als Overlay einblendbar. Die DVB Experience ist auch für OTT praktisch komplett verfügbar.


IP TV wird immer hybrider auch für Zuhause. Auch Coaxkabel werden für IP-basierte Lösungen als Verteilmedium nutzbar.


Neue Formen bei STBs: Rund oder kugelförmig ist doch frischer, als die quadratischen Mini-Pizzaboxen, oder?




Harmonic hatte 4K Main 10 Demos zu bieten. Das sind 10 bit Farbtiefe anstatt der oft nur 8 bit erster Chipsets. UHD war eher ein Randthema, aber die Chiptechnologien entwickeln sich immer weiter.


Hier ein Vergleich der zurzeit in ersten Samples verfügbaren SoCs.


Auch UHD, d.h. 4K OTT Angebote sind schon möglich. Samsung ist hier wohl Vorreiter bei TV-Geräten. Aber die nötigen Bandbreiten sind schon recht hoch.


Kleiner "Irrläufer" auf der AngaCom: Auch SmartHome war Thema im parallel stattfindenden Kongress, aber die Aussteller zum Thema waren eher rar vertreten.

    
Das ist doch mal ein "Schaltschrank" für eine SmartHome Installation ;-) Das Ding war wirklich riesig, wie ein Kühlschrank.


Und der Dom schaut zu ...

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